Erfahrungsbericht Gerd Memering

Juli 2019

Traumhimmel über Namibia Zwei Nächte auf der Astrofarm Kiripotib

Traumhimmel über Namibia –
Zwei Nächte auf der Astrofarm Kiripotib

Für das Jahr 2019 hatte ich gemeinsam mit meiner Frau und ihrem Bruder eine Fernreise geplant. Meine Frau Lisa favorisierte eine Reise nach Afrika um dort die beeindruckende Tierwelt zu erleben. Mein Schwager Klaus konnte diese Idee als Biologe und Vogelliebhaber nur unterstützen. Da ich von einer Reise nach Mexiko im vergangenen Jahr vom dortigen Himmel noch sehr beeindruckt war, schlug ich Namibia als Reiseziel vor. Aus verschiedenen Astrozeitschriften wusste ich um den fantastischen Himmel in Namibia. Die Astrofarmen Namibias sind in der Astro-Szene ja ohnehin schon als außerordentlich bekannt. Ein Kompromiss musste also nicht gesucht werden. Unsere Wahl erwies sich dann auch als absolut richtig.

Nach einem fast zehnstündigen Flug mieteten wir uns einen geländegängigen PKW. Geplant war eine dreiwöchige Tour durch den Norden und Westen Namibias. Nachdem wir sieben Stationen der Reise besucht hatten, erreichten wir als vorletztes Reiseziel die Astrofarm Kiripotib. Zuvor hatten wir bereits eine große Auswahl an Antilopen, viele Elefanten, Nashörner, Giraffen und sogar Großkatzen in Schutzgebieten gesehen. Wir waren durch beeindruckende Landschaften gefahren, hatten in einem Berg-Camp und luxuriösen Lodges übernachtet.

Noch berauscht von all diesen Eindrücken fuhren wir von Mariental kommend, Richtung Norden in die Kalahari-Halbwüste. Kurz vor der Astrofarm Kiripotib zeichneten sich die Karibeamsberge am Horizont ab und Springböcke begleitet uns ein kurzes Stück.

Auf der Farm Kripotib angekommen, wurden wir sehr freundlich begrüßt und mit einem kühlen Getränk empfangen. Neben dem kleinen Pool konnten wir so etwas abkühlen. Wir hatten uns zwei Chalets gebucht. Diese boten viel mehr Platz als wir benötigten. Alles war hochwertig und mit viel Sinn fürs Detail ausgestattet. Es gab sogar Steckdosen nach deutscher Norm, was in Namibia recht ungewöhnlich ist. Die Terrassen boten uns einen weiten Blick in die Kalahari. Hier konnten wir uns wohlfühlen.

Schon nach kurzer Zeit lernten wir einige, der anderen „Astros“ kennen. Gespräche über das Land, die Menschen und über den Sternenhimmel ergaben sich von selbst. Der Umgang miteinander war freundlich und familiär.

Sehr bald stellte sich Frank als unser Astro-Betreuer vor. Nachdem wir festgestellt hatten, dass wir quasi neben seinem Geburtsort in Deutschland leben, sprachen wir gleich die technischen Details der gemieteten Geräte durch. Dabei stellte sich schnell das Gefühl ein, mit Frank einen hilfsbereiten Menschen an der Seite zu haben, der mich technisch versiert, in die Handhabung der mir unbekannten FS 2-Steuerung einführt und bei Problemen seine Hilfe anbieten wird.

Nach einer kurzen Ruhepause war am Läuten einer Glocke zu erkennen, dass zum Abendessen geladen wird. Alle Gäste der Farm nahmen an einen Tisch teil, so dass sich auch beim Essen viele Gespräche entwickelten. Das Büfett, das unter anderem aus Antilopenfleisch und frischen Salaten bestand, war sehr schmackhaft und ausgewogen. Dort erfuhren wir auch, dass die Frühstückszeit bis zum Mittag ausgedehnt, eingenommen werden kann; für „Astros“ ein tolles Angebot nach durchgemachter Nacht.

Traumhimmel über Namibia Zwei Nächte auf der Astrofarm Kiripotib

Nachdem ich kurz vor Sonnenuntergang „meine“ Sternwarte aufgesucht hatte, war Frank gleich zur Stelle um den APM-Refraktor mit einem Reducer/Flattner auszustatten und um ein Leitrohr mit Nachführkamera zu ergänzen – und nicht zuletzt um mir die Steuerung der Fornax 51 zu erklären. Er richtete die Montierung gleich so ein, dass ich sofort hätte loslegen können. Leider stellte sich heraus, dass ich zwar einige Treiber für die ALCCD 5 auf dem Notebook installiert hatte; der richtige war aber nicht dabei. Unermüdlich versuchte Frank das Problem zu lösen. Schließlich tauschte er die Kamera gegen eine andere Version aus und installierte den entsprechenden Treiber. Nach dem Fokussieren mit Hilfe einer Bathinov-Maske konnte ich endlich beginnen. Frank gab mir bei den ersten Versuchen noch ein paar Tipps zum Guiden. Dann kümmerte er sich um andere Gäste, schaute aber immer wieder kurz vorbei. Leider war mittlerweile Eta Carinae dem Horizont zu nahe; so machte ich viele Serien der Antaresregion, des Lagunennebels sowie des Trifidnebels. Dabei war es nicht mein Ziel, besonders tiefe Aufnahmen zu machen – was sicherlich mit dem Equipment möglich gewesen wäre! Schöne, farbenkräftige Ergebnisse strebte ich an. So kam ich mit relativ kurzen Belichtungszeiten von zwei bis fünf Minuten ans Ziel. Mit Rücksicht auf meine Frau machte ich keine Pause im Aufwärmraum, sondern begab mich gegen 2:30 Uhr in die Horizontale meines bequemen Bettes.

Für die eingefleischten „Astros“ viel zu früh, saßen wir schon um 9:00 Uhr wieder am Frühstückstisch und genossen Müsli, Toast und lokale Früchte. Schließlich wollten wir uns noch gemeinsam die Farm ansehen. Bei einem geführten, zweistündigen und sehr informativen Rundgang erfuhren wir, wie groß und vielseitig die Farm ist. Wir erfuhren, welchen Pflanzen eine Heilwirkung zugesprochen wird, dass die frischen Salate und auch das Gemüse im eigenen Garten gezogen werden und dass die Herstellung von kreativ gestalteten Teppichen zur wirtschaftlichen Basis der Farm beiträgt. Beim Knüpfen der selbst gefärbten Wolle konnten wir den Handwerkern über die Schulter blicken. Schließlich besuchten wir den Verkaufsraum der Farm, in dem auf der Farm hergestellte Teppiche und andere Handwerksprodukte präsentiert wurden. Sehr angenehm war dabei, dass wir uns ungestört alles – ohne Kaufzwang – ansehen konnten.

Nachdem wir bei kostenlosem Kaffee und Kuchen mit anderen Gästen ins Gespräch gekommen waren, genossen wir die Ruhe der Farm und legten eine Lesepause auf der Terrasse ein. Unser Mitreisender Klaus fotografierte sich währenddessen einmal durch die namibische Vogelwelt. Andere Gäste kamen gerade von einer geführten E-Bike-Tour zurück auf die Farm.

Nach dem Abendessen, dass wieder abwechslungsreich war und in familiärer Atmosphäre mit Gesprächen über Objekte des Himmels, über Land und Leute genossen wurde, war es Zeit zu „meiner“ Astrostation zurückzukehren.

Traumhimmel über Namibia Zwei Nächte auf der Astrofarm Kiripotib

Zu Beginn schaute Frank noch einmal rein um sich meine Objektliste anzusehen und um sich zu erkundigen, ob Hilfestellungen nötig wären. Leider war der Mond noch nicht untergegangen und leider war diese Nacht eine der wenigen Nächte in Namibia, die diesig blieb und die gewohnte Transparenz vermissen ließ. Der Sensor meiner einfachen EOS 1000 (mod.) fing trotzdem den Katzenpfotennebel und Omega Zentauri in mir ausreichender Qualität auf. Beim Versuch, Daten für die südliche Feuerradgalaxie (M 83) zu sammeln zeigte sich, dass die Brennweite – wie vermutet – zu wenig hergab. Nebenbei konnte ich dann noch Aufnahmen der Milchstraße mit einer EOS 80d anfertigen. Daraus ließ sich ein Panorama erstellen. Gegen 1:30 Uhr kroch ich in das warme Bett. Schließlich wollten wir am nächsten Tag zeitig aufbrechen um die letzte Station unserer Reise – in der Nähe von Windhoek – zu erreichen.

Abschließend bleibt zu resümieren, dass die Reise zu den Wildtieren, zu den Landschaften und zum Himmel über Namibia unvergesslich bleiben wird. Würde ich gefragt, ob ich diese Reise genauso noch einmal planen würde, könnte ich nur zustimmen. Allein die Zeit von zwei Nächten auf der Astrofarm Kiripotib war zu kurz. In drei oder vier Nächten hätte ich noch ausgiebiger den Himmel genießen können und einige zusätzliche Objekte des Südhimmels hätten den Weg auf den Chip meiner Kamera finden können.

Vielen Dank an Frank Sackenheim, der mich in Astrofragen super kompetent und sehr hilfsbereit unterstützt hat und vielen Dank an die Leitung und an die Angestellten der Astrofarm, die uns den Aufenthalt so angenehm gestaltet haben.

Gerd Memering

Traumhimmel über Namibia Zwei Nächte auf der Astrofarm Kiripotib